Kistenpost vom 18. Juli 2018

Diese Woche im Standardanteil:
Frühkartoffeln, Mangold, Salat, Gurke, Zucchini, Stangenbohnen und Pustapaprika für manche VPs

WIR DRESCHEN GETREIDE! Das erste Mal Reyerhof-Roggen dreschen hat Boris schon gemeistert. Unser Mähdrescher ist schon ein älteres Semester und hat daher keine Kabine für den Fahrer, so dass die vielen kleinen Härchen an den Roggenähren bei Boris für ziemlichen Juckreiz gesorgt haben. Für den Roggen ist das die typische Zeit, weniger dagegen für den Weizen, bei dem wir jetzt gleich weitermachen. Normalerweise ist der Weizen erst Anfang August fällig. Auch er ist schon abgereift oder „totreif“ wie es im Fachjargon heißt. Anschließend wird das Stroh geschwadet – sprich mit einem kreisenden Gerät am Trecker hinten in eine Reihe gerecht und dann in Ballen gepresst. Letzteres macht zum Glück der Lohnunternehmer für uns. Beim letzten Hofeinsatz haben wir die Frühkartoffeln gerodet, die ihr heute abholt. Außerdem wurde ein großer Teil der von uns im Frühjahr ebenfalls beim Hofeinsatz gesteckten Steckzwiebeln von Unkraut befreit. Einige Mitmacher kamen sogar in den Genuss mit dem Jäteflieger über die Pastinaken zu fliegen, dabei wurde angeregt ihn doch in Zukunft noch mit einem Sonnenschirm auszustatten 😉 Das SWR3 war mit von der Partie. Parallel zum Druschbeginn und Hofeinsatz haben wir am Samstag einen zweiten Schnitt Heu eingeholt.

Es ist nichts Neues, aber es bleibt Thema: Die Trockenheit macht uns zu schaffen. Das Kleegras für die Kühe wächst zu langsam nach und das Abendprogramm diese Woche besteht aus Wasser fahren, damit die frisch gepflanzten Jungpflanzen an Blumenkohl, Brokkolis, Chinakohl, Kohlrabi, Grünkohl etc. nicht verdursten. Für uns sind das stundenweise Arbeit, dabei wäre es doch für den Himmel so viel einfacher – behaupte ich jetzt mal mit der Naivität eines menschlichen Wesens.

Nachdem ich vor einigen Wochen die schöne Seite des Bäuer*innensommers beschrieben habe, will ich euch die andre Seite nicht verschweigen, die es eben bei der anhaltend hohen Belastung zur Hauptsaison eben auch gibt. Wenn man von morgens bis spätabends auf den Beinen ist, die Sonne einem das Hirn garkocht, die Füße sich am Abend immer platter anfühlen, das Schlafdefizit wächst und trotzdem manches auf der Strecke bleibt. Wenn man an lauen Sommerabenden nach einem langen Arbeitstag vor dem Computer die Bürokratie bearbeitet, die leider keine Sommerpause macht, statt im Biergarten mit Freund*innen zu sitzen oder Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Dann stell ich mir persönlich die Frage: Geht es nur so? Muss Landwirtschaft so sein? Vor allem als Solawi-Aktivistin glaube ich, dass wir, die Solawi Stuttgart, aber auch die Bewegung insgesamt noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht haben. Die wertschätzenden Gespräche und Emails mit/ von Mitgliedern in den letzten Wochen empfinde ich da nicht nur als wohltuend, sondern auch als ermutigend: Gemeinsam können wir eine Landwirtschaft gestalten, die auf allen Ebenen nachhaltig ist und dazu gehört eben auch die soziale!

Und jetzt gönn ich mir einen Grillabend bei Freunden!  In diesem Sinne,

Alina für das Hofteam

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